Kastanien und die Grà

Die Traditionen rund um die Kastanie sind unzählige und dies zu Recht. Auch wenn wir uns heute oft nur noch im Herbst daran erinnern, wenn sich der Duft von heissen Marroni in der Luft verbreitet, waren Kastanien in der Vergangenheit ein wesentlicher Bestandteil unserer Ernährung. Da die Früchte jedoch anfällig auf Schimmel und Maden sind, waren besondere Methoden nötig, um sie haltbar zu machen.

Kastanien und die Grà
  • Der Brotbaum

  • Der Kastanienbaum wurde einst auch „Brotbaum“ genannt, weil seine Früchte Nahrung für den ganzen Winter lieferten. Kastanien waren in Suppen, Desserts und auch sonst fast überall zu finden. Kastanienmehl war billiger als Weizenmehl und die ganzen Kastanien dienten als Beilage zu Gemüse, Reis und Fleisch.

Im Tessin war eine der am weitesten verbreiteten Methoden zur Konservierung von Kastanien das Trocknen auf einem Rost. Deshalb gibt es hier noch viele dieser Grà zu sehen, kleine Steinkonstruktionen, in denen die Kastanien gedörrt wurden. Der Name leitet sich vom Rost ab, auf dem die Kastanien während des Trocknungsvorgangs verteilt wurden und unter dem ein Feuer aus Kastanienholz brannte. Das Be- und Entladen der Grà war ein grundlegender Moment im Leben unserer Vorfahren. Sobald die Ladung erfolgt ist, beginnt der längste und mühsamste Teil des Prozesses. Das Feuer brennt während drei Wochen. In dieser Phase ist das Wichtigste die Wärme, die vom Feuer abgegeben wird. Die Flammen werden teilweise mit den Schalen der Kastanien des Vorjahres bedeckt, zum Schutz, damit sie nicht zu hoch ansteigen. Während dieser drei Wochen müssen die Kastanien alle 3-4 Tage gewendet werden, das Feuer wird kontrolliert und dreimal täglich wird Holz nachgelegt.

  • Die Grà von Moghegno

  • Jedes Jahr wird in Moghegno, im Maggiatal, eine der vielen Tessiner Traditionen, die verloren zu gehen drohen, aufrechterhalten. Aber nicht nur, das Be- und Entladen der Grà wird dank der Beteiligung der Schulen aktiv an neue Generationen weitergegeben.

Nach drei Wochen haben die Kastanien ein Drittel ihres Gewichts verloren und sind bereit zum Entladen. Die noch warmen Kastanien werden in lange Tuchtaschen gefüllt und geschlagen. Gemäss der Tradition sind die Männer dafür verantwortlich, die Taschen auf Holzklötze zu schlagen, um die Schalen zu zerbrechen. Heute wird diese Aufgabe den Schulkindern anvertraut. Nach dem Schlagen werden die Kastanien in den Ventilator (den Val) gelegt und vom Pulver der Schale getrennt. Der letzte Schritt besteht darin, die Kastanien von Hand zu säubern und die schönsten - zum ganz essen aufzubewahren - von den zerbröckelten Kastanien zu trennen, die zu Mehl verarbeitet werden.

Die Entladung der Grà ist zudem eine wichtige Gelegenheit für Kinder, der Kultur der Kastanie näher zu kommen. Während des Entladens sind die Schulen nicht nur an direkten Aktivitäten wie dem Schlagen von Kastanien beteiligt, sondern auch an einem Lehrpfad, der eine Reihe von Posten beinhaltet, bei denen sie mehr über die Geschichte der Kastanien in Moghegno erfahren können.

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