Wie Mais zu Gold wurde

Wie aus Armeleutenahrung ein Gourmet-Produkt wurde. Das Onsernonetal, so sagt man, gilt als das wildeste Tal der Region und ist Hüter so manches Geheimnisses. 1850 lebten hier über 3000 Menschen, vorwiegend Emigranten, heute sind es nur noch knapp 800 die sich dem beschwerten Alltag stellen. Unendlich viel Kultur und Tradition verbergen sich entlang dieser kurvigen und steilen Strasse.

Wie Mais zu Gold wurde
  • Dahinter steckt die „Farina Bóna“

  • das feine Mehl das aus Mais gewonnen wird. Einst wurde im Onsernonetal der Roggen, der vorwiegend zum Strohhandwerk diente, zu Mehl verarbeitet.

Ab 1849 kam dann der Mais unter beschwerlichen Bedingungen auf grossen Fahrwerken aus den flachen Gebieten wie der Lombardei und dem Mendrisiotto Taleinwärts. Im Tal selber wurde nie Mais angepflanzt, da es nur wenig fruchtbaren Boden gibt. Zur Herstellung werden verschiedene Maissorten, die früher über dem offenen Feuer - heutzutage in einer Röstpfanne geröstet werden, und im richtigen Moment, nämlich wenn die Körner zu zwei Drittel aufgeplatzt sind, zum Mahlen in die Mühle gebracht.

  • Bis zum 2. Weltkrieg galt sie als Hauptnahrungsmittel

  • und wurde als Alltagsspeise mit Milch oder als Suppe mit Wasser gegessen. Nach dem Krieg änderten sich die Essgewohnheiten was zu einem Bedeutungsverlust dieses Lebensmittels führte. Ende der 60er Jahre wurde die Produktion vollständig eingestellt und die Geheimnisse der Produktion der Farina Bóna ging zusammen mit den letzten Müllern verloren.

1991 als die die Mühle in Loco restauriert wurde, kam man wieder auf die Farina Bóna zu sprechen. Erst im 2001 hat ein Lehrer, der nach vielen Jahren wieder ins Tal zurückgekehrt ist, die Müllerei reaktiviert und die Produktion der Farina Bóna neu aufgenommen. Das Handwerk und den Prozess zur Herstellung hat er durch Gespräche mit den älteren Einwohnern gelernt. Heute wird die Farina Bóna unter dem Label „Slow Food“ verkauft und zur edlen Verfeinerung von Speisen und Desserts verwendet.

Mittlerweilen produziert der Müller und seine Frau jährlich über 8 Tonnen des Armeleute-Golds. Die Geschichte der Steinhäuser erzählt also von mühseligem Handwerk, das zum puren überleben gedient hat und dessen Bestehen noch immer für Genuss und Freude an der Tradition sorgt. Ein Besuch in der Mühle in Vergeletto oder eine geführte Tour in der Mühle in Loco, wo Polentamehl hergestellt wird, lohnt sich.

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