Für unsere erste Erfahrung in der Welt des Canyoning folgen wir unserem Führer ins Maggiatal und dort in die Schlucht Val Grande. Ein Führer ist unbedingt erforderlich, um das Amateur-Canyoning sicher und unter den richtigen Bedingungen durchzuführen. Die Touren dauern in der Regel einen halben Tag. Wir brauchen nichts mitzubringen, die gesamte Ausrüstung wird zur Verfügung gestellt. Wir treffen uns am Morgen, lernen uns kennen und erlernen die Grundlagen des Canyonings in einem Mini-Training. Dann beginnen wir mit dem Aufstieg bis zu dem Ort, an dem wir anschliessend in die Schlucht absteigen. Diese Wanderung dauert etwa vierzig Minuten, ist aber landschaftlich sehr reizvoll und bietet viele schöne Begegnungen mit Tieren wie Ziegen und Ponys. Dort angekommen ziehen wir unseren Neoprenanzug mit Socken aus demselben Material, Helm, Canyoning-Schuhe und Klettergurt an. Wir sind jetzt bereit, in die Fussstapfen der französischen Höhlenforscher zu treten, die in den frühen 1900er Jahren zu rein wissenschaftlichen Zwecken in die abgelegenen Verdon-Schluchten vordrangen, um sie zu erkunden. Während wir über wassergeglättete Felsrutschen, von Wasserfällen geformte Becken und von einem Stein zum anderen springend immer tiefer in den Canyon eindringen, scheint es fast, als ob wir uns im Amazonas verirrt hätten.
Wir haben wirklich das Gefühl, dass wir an einem völlig isolierten Ort sind. Es gibt hier niemanden ausser uns und unseren Führer. Beim Canyoning wird geschwommen, gelaufen, abgeseilt, gesprungen und gerutscht, und das alles in der besonderen Umgebung einer Schlucht. Natürlich wird man müde, und eine gute körperliche Verfassung und Erfahrung in den Bergen sind von grossem Vorteil, aber mehrere dieser Canyons eignen sich auch perfekt für Anfänger und sogar für Kinder. Man ist nie gezwungen zu tauchen, es gibt immer einen alternativen Weg für diejenigen, die nicht gerne aus der Höhe ins Wasser springen. Als Gruppenaktivität macht Canyoning Spass, ist dynamisch und stärkt den Zusammenhalt. Die Kameraden sind wichtig: Sie spornen an, ermutigen und reichen die Hand. Die Ankunft am Ende der Tour ist ein bisschen wie das Aufwachen aus einem Traum. Müde und mit einer guten Portion Adrenalin im Körper nutzen wir nach der Verabschiedung die uns verbleibende Zeit, um im Grotto einzukehren und die lokalen Spezialitäten zu probieren. Dies gibt uns das Gefühl, wieder im Herzen des Tessins zu sein, von dem wir jetzt ein Erlebnis davontragen, das nur Leuten vorbehalten ist, die es schon einmal selbst ausprobiert haben.
Das Maggiatal hat die spektakulärsten Schluchten: Das Val Grande ist eine der schönsten und für die meisten Leute gut zugänglich. Das Val di Gei ist etwas anspruchsvoller, aber dennoch auch für Ungeübtere geeignet. Dann gibt es noch die Giumaglio-Schlucht, eine eher wasserreiche Schlucht mit schönen Verengungen. Im Verzascatal befindet sich die berühmteste Schlucht, das Val Corippo. Die Besonderheit ist, dass der untere Teil leicht und für Familien sehr gut geeignet ist, während der obere Teil anspruchsvoller ist und mehr Kondition erfordert.
Canyoning ist kein Extremsport, wenn es unter den richtigen Bedingungen betrieben wird. Sie sollten immer von einem erfahrenen Führer begleitet werden und seinen Anweisungen folgen. Der Fluss kann schön und ruhig aber auch tosend und rauschend sein und verbirgt grosse Gefahren. Die Wassertiefe, die Strömungen und vor allem die Strudel können Sie überraschen und sind eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Geniessen Sie einen sorglosen Tag am Fluss, indem Sie die Sicherheits-Empfehlungen befolgen.
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