Im Rhythmus des Sommers
Nach dem Ersten Weltkrieg war das Verhältnis zwischen Deutschland und seinen Nachbarstaaten stark belastet. Um das politische Klima in Europa zu stabilisieren, wurden vom 5. bis 16. Oktober 1925 in Locarno internationale Abkommen ausgehandelt. Daran beteiligt waren Deutschland, Frankreich, Belgien, Grossbritannien, Italien, Polen und die damalige Tschechoslowakei. Locarno wurde bewusst als neutraler und symbolisch unbelasteter Ort gewählt – ideal für Gespräche zwischen einstigen Kriegsgegnern.
Die sogenannten Verträge von Locarno markierten den Beginn der „Locarno-Ära“, einer Phase der Entspannung und Kooperation. Deutschland, Frankreich, Belgien, Grossbritannien und Italien garantierten die bestehenden Grenzen im Westen – insbesondere zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien. Deutschland akzeptierte damit endgültig den Verlust von Elsass-Lothringen. Eine Garantie der Ostgrenzen blieb jedoch aus, was in Polen und der Tschechoslowakei Besorgnis auslöste. So entstand ein Ungleichgewicht: Der Westen fühlte sich sicherer, der Osten blieb verunsichert – ein Umstand, der langfristig neue Spannungen schürte.
Die Friedenskonferenz von 1925 gilt als Höhepunkt der Völkerverständigung in der Zwischenkriegszeit – auch wenn der daraus hervorgegangene Frieden leider nicht von Dauer war. Locarno ist bis heute international als «Stadt des Friedens» bekannt.